Während des Umbaus 1955 wurden an der Orgel tiefgreifende, klangliche Veränderungen gemacht. Die Streicher wurden als zu «romantisch» eliminiert, mussten hoch tönenden Mixturen oder Aliquoten Platz machen oder endeten umgebaut als 4′-Prinzipale. Nicht einmal das originale Krummhorn als früher Zeuge der Elsässischen Orgelreform fand Gnade: Es wurde durch ein eng mensuriertes neues Register gleichen Namens ersetzt, während die Pfeifenfüsse zur Herstellung einer klanglich allerdings hervorragend gelungenen Oboe fürs Récit (3. Manual) dienten.
Ganz krass war das Vertauschen der beiden Manuale II und III. Durch kompliziertes Umstellen der Verrohrung wurde das ehemalige 2. Manual zum 3. Manual (Récit) und umgekehrt. Dies vermutlich darum, da im 2. Manual mehr Platz zur Verfügung stand, um daraus ein französisch orientiertes Récit zu bauen und das ehemalige 3. Manual in ein pseudo-barockes Positiv zu verwandeln. Inschriften an der Wand der beiden Werke geben darüber Aufschluss.(FOTO) So wurden denn auch einige Register hin- und hergezügelt, andere blieben aber auf der Originalwindlade stehen, ohne dass dabei die Namen am Spieltisch verändert wurden. So war der Hornprinzipal 8’ und die Flauto amabile 4’ im 3. Manual in Tat und Wahrheit der Geigenprinzipal 8’ und die Traversflöte 4’ des 2. Manuals. Auch das Lieblich Gedackt 16’ und deren Verlängerung 8’ des 2. Manuals wurden zur Rohrflöte 16’/8’ im 3. Manual. Weiter wurde die unterste Oktave der Rohrflöte 16’ im 3. Manual ausgebaut und die anderen Pfeifen nach unten verschoben. Das so entstandene 8’-Register nannte man Bourdon 8’.
Gänzlich verschwanden die Concertflöte 8’, das Dolce 8’, die Harmonia aetheria 2 2/3’ sowie die Clarinette 8’ des 2. Manuals. Im 3. Manual fanden die Flûte harmonique 8’ und die Aeoline 8’ keine Gnade und wurden komplett entfernt.
Umgearbeitet wurden folgende Register: Aus der Gambe 8’ des I. Manuals wurde Prinzipal 4’ im 2. Manual, aus der Viola d’orchestre 8’ wurde das Suavial 4’ und aus dem Krummhorn 8’ wurde die Oboe 8’ im 3. Manual. Im Pedal wurde das Cello 8’ in einen Choralbass 4’ umintoniert und die Transmission Dolcebass 8’ entfiel durch das Entfernen des gleichnamigen Registers im 2. Manual ebenfalls. Dafür wurde eine neue Transmission fürs Lieblich Gedackt 8’ im III. Manual gebaut, die man Gedacktbass 8’ nannte. Zuletzt wurde die Mixtur im Hauptwerk auf höherliegende Chöre umgestellt. Dazu kamen natürlich die neuen Register, wie sie im Registervergleich in der Tabelle ersichtlich sind.
Durch all diese Arbeiten waren natürlich auch die festen Kombinationen völlig verändert. Einen Gambenchor gab es eigentlich nicht mehr. Ebenso war die Zusammenstellung des Rollschwellers nicht sonderlich befriedigend.
Angesichts der Tatsache, dass ein viel krasserer Eingriff geplant war, muss man sehr zufrieden sein, dass nur die «sanfte Variante» des Umbaus zur Ausführung kam. Der grosse Eingriff, der vermutlich an den Finanzen scheiterte, sah vor, die gesamte Anlage zu elektrifizieren und den originalen Spieltisch zu ersetzen. Auch hätte man bei den wenigen Registern, die man noch übernommen hätte, die Kerne ausgewechselt und das ganze Pfeifenwerk neu intoniert. Im Hauptwerke wäre das Cornett 8’ einer zweiten Mixtur minor 1’ zum Opfer gefallen und als einziges Streichregister hätte das Salicional 8’ überlebt.